Die Zentralbanken und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel planen nun doch digitale Währungen wie den E-Euro, um den Kryptowährungen privater Zahlungsnetzwerke eine Alternative entgegenzusetzen. So sollen Risiken für das Finanzsystem durch Libra und Co. vermieden werden, berichtet Pierre Bonnet in Blog finanzen.net
Die Zentralbanken fürchteten, dass ihre Rolle im globalen Zahlungsverkehr durch private Unternehmen sukzessive gefährdet werde und überlegten daher die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen, sogenannten CBDCs (Central Bank Digital Currencies). So habe der Generaldirektor der BIZ geäußert, dass auf das disruptive Potenzial der Veränderungen eine Antwort gefunden werden müsse.
„Der aktuelle Quartalsbericht der BIZ zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich die Zentralbanken vor einem zunehmenden Machtverlust innerhalb des globalen Finanzsystem fürchten.“
Kern der Bemühungen sei die Steigerung der Effizienz der Echtzeit-Zahlungssysteme der Banken. Derzeit dauerten insbesondere internationale Überweisungen noch zu lange und seien insbesondere in Entwicklungsländer sehr teuer, u.a. weil Überweisungen zwischen Ländern tlw. zunächst saldiert und erst nachts überwiesen würden. Bei einem Währungswechsel dauere eine Überweisung sogar oft immer noch mehrere Tage.
Das Vorhaben der BIZ für digitale Währungen umfasse nicht nur Großhandelszahlungen, sondern würde auch private Nutzer beinhalten, die vermehrt auf alternative und billigere Zahlungssysteme ausweichen würden. Als technologische Grundlage könne das vom Betreiber der Infrastruktur an der Schweizer Börse genutzte Abrechnungssystem dienen, auch weil es eine direkte Anbindung an das Target-2-Systems des Euro-Raums gewährleiste. In jedem Fall sei aber die Unterstützung der einzelnen Nationen erforderlich.
Zudem befürworteten zwei Drittel der Zentralbanken die Einführung von Digitalwährungen wie dem E-Euro. So teste die Schweizerische Nationalbank bereist die Tokenisierung von Zentralbankgeld.
Aus meiner Sicht behandelt der Artikel zwei Themenbereiche: Zum digitale Währungen und zum anderen die Beschleunigung des internationalen Zahlungsverkehrs. Diese beiden Themen hängen insofern zusammen, dass private Digitalkonzerne wie Facebook u.a. internationale Überweisungen schneller und billiger machen wollen. Geeignetes Vehikel hierfür ist die Einführung einer Art „Weltwährung“, die Verzögerungen bei der Währungsumrechnung vermeiden würde. Da privatwirtschaftliche Unternehmen aber keine staatlichen Währungen schaffen können, bleibt die Einführung von internationalen Kryptowährungen als einzige Alternative.
Auch wenn die ursprüngliche Idee der Libra-Währung inzwischen durch den Gegenwind staatlicher Institutionen und dem Rückzug von Kooperationspartner einen Rückschlag erhalten hat, finde ich es richtig, dass sich Zentralbanken mit digitalen Währungen beschäftigen, um die Hoheit über das Geld und den Zahlungsverkehr zu behalten. Gleichwohl besteht dringender Handlungsbedarf bei der Verbesserung und Vereinfachung des Zahlungsverkehrs in einer digitalen Welt, der angegangen werden muss.
Ein Problem bei der Einführung digitaler Währungen ist allerdings, dass die Geschäftsbanken die Funktion der Geldbereitstellung für Unternehmen und Privatpersonen verlieren, da das Digitalgeld direkt von der Zentralbank verteilt werden würde. Damit würde eine wichtige Finanzierungsquelle für Geschäftsbanken entfallen. Die Bewertungen der Banken fallen derzeit noch uneinheitlich aus: Während sich laut einer Studie des Zusammenschlusses der deutschen Bankenverbände (DK) die deutschen Banken kürzlich noch skeptisch gegenüber der Einführung von digitalen Währungen geäußert haben und derzeit noch keine Notwendigkeit erkennen, fordert der Privatbankenverband die schnelle Einführung des E-Euro.
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