Der Markt für Healthcare und Fitness Wearables wächst, und damit auch die Zahl an unterschiedlichen Datenformaten und Schnittstellen. Aus Kundensicht ist das nicht zufriedenstellend, und auch Unternehmen aus dem Bereich Healthcare und Versicherungen sowie die Gesundheitsbranche wünschen sich, Gesundheitsdaten einfach austauschen und auswerten zu können.
Insofern ist die Partnerschaft des Wearables-Herstellers Fitbit und Google, von der Andrew Hobbs im Blog „internet of business“ berichtet, ein logischer Schritt. Denn Google hat mit seiner Cloud Healthcare API eine Plattform geschaffen, auf der verschiedene Fitness- und medizinische Daten in einer einheitlichen Cloud zusammengeführt und genutzt werden können.
„By adding Google’s Cloud Healthcare API to the mix, the platform allows clinicians and patients to collaborate more closely, and easily, on long-term health management.”
Dabei hätte das Thema längst vom Gesetzgeber angegangen werden müssen, schon alleine, weil mit einer einheitlichen Datenplattform für Gesundheitsdaten Milliarden im Gesundheitswesen gespart werden könnten. Doch (nicht nur) in Deutschland bleiben entsprechende staatliche Vorstöße meist im Dickicht aus unterschiedlichen Interessen sowie langsamen Behörden und Krankenkassen stecken.
Einige Versicherer versuchen daher, eigene Health-Plattformen aufzubauen. Das ist allerdings schwierig, weil meist die kritische Masse an Kunden fehlt, um wirtschaftlich interessante Use Cases ableiten zu können. Zudem müssen mühsam bilaterale Schnittstellen zwischen Herstellern von eHealth Devices und dem Versicherer vereinbart werden.
Es ist also keine Überraschung, dass Unternehmen wie Google versuchen, De-Facto-Standards zu schaffen. Ziel ist es, mit standardisierten APIs eine große Anzahl an Unternehmen dazu zu bringen, die Healthcare-Daten ihrer Kunden in ihre Cloud zu transferieren. Die Nachfrage am Markt nach solchen Services ist jedenfalls vorhanden.
Doch wie hoch ist die Bereitschaft, dass Patienten und Wearable-Nutzer ihre Gesundheitsdaten von Fitnesstracker-Unternehmen oder Ärzten beliebig mit anderen Unternehmen teilen und auswerten lassen? Vermutlich sehr begrenzt, denn Data Privacy wird im Bereich Gesundheit und eHealth als sehr wichtig eingeschätzt.
Eine Alternative könnten genossenschaftliche Ansätze wie die Healthbank oder Plattformen von Forschungseinrichtungen bieten, die die Privacy-Anliegen der Kunden besser berücksichtigen. Damit können Kunden bzw. Patienten individuell entscheiden, welche ihrer Daten von welchem Arzt oder Krankenhaus genutzt werden dürfen. Je nach Bedarfsfall können einzelne Informationen dann auch anonymisiert – ggf. gegen ein Entgelt – von Pharmaunternehmen ausgewertet werden, z.B. um die Wirksamkeit von Medikamenten zu überprüfen. Auch Versicherungen können auf dieser Grundlage interessante Services anbieten.
In jedem Fall werden die großen internationalen Datenkonzerne mit ihrer Marktmacht die Standardisierung im Gesundheitsbereich vorantreiben. Es bleibt zu hoffen, dass staatliche oder genossenschaftliche Ansätze sich noch rechtzeitig zur echten Alternative entwickeln.
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