Die Marktlage für Cyberversicherungen ist laut einer Umfrage aus dem Jahr 2019 bei Versicherern derzeit noch schwach. Gründe hierfür sind, dass Unternehmen den Bedarf noch nicht ausreichend sehen und der Vertrieb nicht über genügend Know-how verfügt. Mittel- bis langfristig wird aber mit steigenden Verkaufszahlen gerechnet, berichtet Sven Wenig im Versicherungsboten.
In einer Umfrage bei 38 Versicherern und sieben großen Maklern hätten 68 Prozent die Einschätzung getroffen, dass die Marktlage für Cyberversicherungen derzeit noch schwach sei. Gleichzeitig hielten 85 Prozent der Befragten die Wettbewerbssituation für intensiv. Grund hierfür sei aber nicht der Preis, sondern das Bedingungswerk.
Auslöser für Unternehmen, eine Cyberversicherung abzuschließen, sei in den meisten Fällen (63 Prozent) ein Schadenfall. An zweiter Stelle stehe der Bedarf an Assistance- Leistungen für Cyber-Risikomanagement und an dritter Stelle gleichauf die gezielte Ansprache durch den Vertrieb bzw. regulatorische Anforderungen.
Ein Problem sei, dass sich Cyberversicherungen nicht so einfach vertreiben ließen wie andere Versicherungsprodukte. Makler, die alle Sparten vertrieben, könnten daher auch nicht ohne weiteres in das Cyberversicherungsgeschäft einsteigen. Gemäß Umfrage bestünde die Einschätzung, dass 63 der Standard-Vertriebswege nicht die Fähigkeiten besäßen, Cyberversicherungen zu vertreiben.
Aus meiner Sicht zeigt das Ergebnis der Umfrage, dass es einen intensiven Wettbewerb um die Bedingungswerke gibt, dass sich die Versicherer mit einer Risikobewertung von Cyber-Risiken weiterhin schwertun und es noch wenig Standardisierung in diesem Bereich gibt. Eine Schwierigkeit ist hierbei, festzulegen, welche Risiken die Police abdeckt, da die Risiken im Bereich Cyber Security u.a. durch technische Entwicklungen sich ständig verändern. Einige Versicherer weisen daher Einschränkungen im Bereich der Schadenersatzforderungen gegenüber Dritten auf. Ein weiteres Differenzierungsmerkmal ist, welche Assistance-Leistungen im Produkt enthalten sind, um Cyber-Security-Schäden zu vermeiden oder diese im Schadenfall zu beheben.
Dass der klassische Vertrieb meist nicht in der Lage ist, Cyberversicherungen zu verkaufen, überrascht mich nicht. Der Verkauf der Produkte erfordert – gerade weil Produkte und Tarife noch wenig standardisiert sind – ein gewisses technisches Know-how. Entsprechende Kenntnisse besitzen Makler und Versicherungsvertreter üblicherweise nicht. Ähnlich verhält es sich mit IoT-basierten Versicherungsprodukten für Retail- und Firmenkunden. Auch hier ist technisches Wissen erforderlich, das die Vertriebsmitarbeiter in der Regel nicht besitzen, zudem ist auch hier die Standardisierung noch nicht weit vorangeschritten. Daher kommt auch bei IoT-basierten Versicherungsprodukten der Vertrieb nur langsam voran.
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