Facebook habe mit seiner Initiative zur Digitalwährung Libra für großes Aufsehen gesorgt und auch Kritiker auf den Plan gerufen. Das Stablecoin-Konzept auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) sei aber grundsätzlich bedenkenswert und sollte unter geeigneten Rahmenbedingungen weiterverfolgt werden, motiviert Wolfgang Prinz in der FAZ.
Ob die Facebook-Währung Libra tatsächlich komme, sei nach dem Ausstieg mehrerer Teilnehmer aus dem Libra-Konsortium fraglich. Allerdings ließen sich aus dem Ansatz interessante Lehren hinsichtlich der weiteren Perspektive von Kryptowährungen ziehen.
Im öffentlichen Diskurs werde Libra nur als Facebook-Initiative dargestellt, tatsächlich hätten sich aber auch zum Beispiel Zahlungsdienstleister, Technologie- und Kommunikationsunternehmen sowie gemeinnützigen Organisationen beteiligt. Die Teilnehmerliste ließe auch Rückschlüsse auf die geplanten Anwendungsfelder zu.
„Lässt man einmal die Bedenken der Regulatoren hinsichtlich einer von kommerziellen Organisationen geschaffenen […] Initiative außer Betracht, so bietet das Konzept einiges an Potential.“
Im Unterschied zu bekannten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum würde Libra als kontrolliertes Konsortial-Netzwerk betrieben. Aus diesem Grund würden aufwändige Konsensverfahren wie in öffentlichen Netzwerken entfallen und damit der Energiebedarf sinken sowie die Transaktionsgeschwindigkeit steigen.
Mit Libra sei auch der Einsatz von Smart Contracts möglich, mit deren Hilfe regelbasiert Zahlungen ausgelöst werden können, zum Beispiel auf Pay-per-Use-Basis. So werde ein „programmierbares Digitalgeld“ geschaffen. Die für Smart Contracts entwickelte Programmiersprache Move sei auch restriktiver und sicherer als die Programmiersprachen anderer Kryptowährungen.
Wesentlicher Erfolgsfaktor für eine allgemein akzeptierte Kryptowährung sei aber, dass sie nicht von Wechselkursschwankungen abhänge wie dies zum Beispiel beim Bitcoin der Fall sei. Mit der Bezahlung in einer Kryptowährung sollte also kein Wechselkursrisiko verbunden sein. Libra wolle dies sicherstellen, indem der Wert der Libra-Tokens über Bankeinlagen und kurzfristige Staatsanleihen abgesichert wird. Die Idee sei nicht neu, einige Banken erprobten das Konzept bereits.
Mit einem Stablecoin-Ansatz sei es möglich, Transaktionen insbesondere zwischen und zu Entwicklungsländern sowie Kleinst-Transaktionen wie die Abrechnung von CO2-Zertifikaten kostengünstig abzuwickeln. Wenn zudem Händler Bezahlungen in der Kryptowährung akzeptieren, weil eine hohe Benutzerfreundlichkeit gegeben sei, bestehe das Risiko, dass eine solche Kryptowährung zur Zweitwährung eines Landes wird. Damit steige die Gefahr für einen ungeregelten Währungsmarkt.
China habe für 2020 ein Gesetz zur Genehmigung einer Digitalwährung angekündigt. Deutschland und Europa müssten daher kurzfristig einen analogen Ansatz, der alle regulatorische Rahmenbedingungen erfüllt, verfolgen. So könne umfangreiches Potenzial freigesetzt werden.
Aus meiner Sicht zeigt der Autor gut, wie der Libra-Ansatz die Schwächen klassischer Kryptowährungen wie lange Transaktionszeiten und das Wechselkursrisiko vermeidet. Wenn nun zusätzlich nutzerfreundliche Apps die Durchführung der Transaktionen erleichtern, ist die Etablierung von Digitalwährungen auf Stablecoin-Basis, die von der Allgemeinheit und nicht nur von Tech-Nerds oder Experten genutzt werden, möglich.
Umso mehr stellt sich zurecht die Frage, warum die Umsetzung von Digitalwährungen kommerziellen Anbietern überlassen werden sollte, denn das Risiko, dass sich durch eine solche künstliche Währung eine nicht-geregelte Zweitwährung etabliert, ist valide. Wenn nun Länder wir China die Umsetzung einer eigenen Digitalwährung vorantreiben, ist das konsequent. Die Europäische Union sollte sich daher beeilen, entsprechende Initiativen zu unterstützen und eine eigene europäische Digitalwährung anstoßen.
Originallink aufrufen