Banken sind die Gewinner des Digitalisierungs-Kampfes mit FinTechs. Dies ist jedenfalls die Meinung von Tobias Baumgarten auf finletter.de. Hauptargument des Autors ist, dass FinTechs es bisher nicht geschafft haben, eine kritische Masse an Kunden anzuziehen, damit sich deren Geschäftsmodell rechnet.
Das mangelnde Vertrauen der Kunden, ihr Geld einem Start-up anzuvertrauen, spielt dabei neben den begrenzten Marketing-Budgets der FinTechs sicher eine große Rolle. Aus meiner Sicht liegt die Hauptursache jedoch an anderer Stelle: Der Mehrwert der FinTech-Lösungen ist für den Kunden meistens begrenzt.
Die meisten FinTechs decken nur einen kleinen Teil der Wertschöpfungskette der Banken ab, wie z.B. eine übergreifende Kontensicht und einfachere Überweisungen oder Geldanlagen in spezifische Produkte.
Die Kundenbeziehung zur Bank wird damit aber nicht hinfällig. FinTechs sind daher allenfalls eine Ergänzung zu Banken, keinesfalls aber Ersatz. Für den Kunden wird durch FinTechs somit die Prozess-Komplexität eher größer. Konsequenterweise sind diejen2707igen FinTechs am erfolgreichsten, die im Besitz einer Vollbankenlizenz sind und das gesamte Spektrum der Bankleistungen aus einer Hand abdecken.
„Die Banken sind derweil aus ihrer anfänglichen Schockstarre aufgewacht.“
Die komplette Wertschöpfungskette bieten etablierte Banken natürlich schon lange an. Und wenn diese nun konsequent an der Optimierung ihrer Kundenschnittstelle und der Verbesserung der Customer Experience arbeiten, können sie sicher einen großen Teil des Vorsprungs der FinTechs wieder wettmachen. FinTechs werden dann allenfalls noch als Kooperationspartner gebraucht.
Insofern ist es richtig, dass Banken ihr Augenmerk nun vermehrt auf die großen digitalen Player wie Amazon und Google legen, die Banking lediglich als eine Funktionalität im Rahmen ihrer Services sehen. Banken müssen sich daher Gedanken machen, welche Rolle sie in digitalen Ökosystemen einnehmen können und müssen ihren Mehrwert beweisen. Es ist somit keine Überraschung, dass einige Banken wie die Solarisbank bereits versuchen, sich als Plattformanbieter zu etablieren, um damit eine zentrale Rolle in digitalen Ökosystemen einzunehmen.
Jedoch hat der Autor ein Bedrohungsszenario für Banken übrigens vergessen: Blockchain. Wenn es gelingt, die Technologie weiterzuentwickeln und massentauglich zu machen, könnten Banken als Intermediäre für den Zahlungsverkehr überflüssig werden. Aber vielleicht wird es am Ende doch so sein, dass die Banken auch beim Zahlungsverkehr weiterhin eine entscheidende Rolle spielen werden, z.B. als Betreiber relevanter Infrastrukturen oder zur Erfüllung regulatorischer Vorgaben.
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