Financial-Services-Kunden sind inzwischen aufgeschlossener dafür, durch einen Algorithmus und nicht durch einen menschlichen Berater bzgl. ihrer Geldanlage beraten zu werden. Dies bestätigt auch eine Blackrock-Studie aus dem Jahr 2017 zu Robo Advisers, die Ian Fraser in seinem Artikel auf raconteur.net zitiert.
Dabei sind es nicht nur Digital Natives, die sich von Robo Advisers beraten lassen wollen, sondern grundsätzlich viele digital-affinen Kunden.
„Survey after survey shows that millennials, and indeed most potential investors aged under the age of 60, are happy to entrust their savings to a digital platform or mobile app.”
Dass auch Institute, die es eher auf Besserverdiener und damit vermögende Kunden abgesehen haben, auf diese Entwicklung reagieren müssen, ist unvermeidbar. Denn Kunden sind immer weniger bereit, Filialen an teuren Locations und hohe Verwaltungsgebühren zu zahlen.
Ich denke, dass Banken dies eher als Chance denn als Risiko sehen sollten, da intelligente Algorithmen zum einen den Banken helfen können, die Kosten zu senken, indem sie den Bedarf an teuren Fondsverwaltern reduzieren. Zum anderen können neue, weniger vermögende Kundengruppen erschlossen werden, z.B. in Kombination mit geeigneten Fondsmanagement-Apps. Einige Privatbanken experimentieren auch bereits dahingehend mit FinTechs. Im Artikel wird beschrieben, dass Robo Advicer ein geeignetes Einstiegsprodukt für sogenannte „Henrys“ – Gutverdiener, die aber noch kein großes Vermögen angesammelt haben – sind.
Meiner Meinung nach muss der Mehrwert von Robo Advisern für den Kunden künftig noch klarer definiert sein: Die digitale Customer Experience muss überzeugend und die Kosten niedrig sein. Außerdem darf der Robo-Adviser-Kunde kein Anlagemanagement zweiter Klasse erhalten, denn letztendlich muss die Performance der Anlage stimmen.
Die These, dass Roboter weniger Fehler machen als menschliche Vermögensverwalter, halte ich übrigens für gewagt. Denn die Algorithmen, nach denen die Robo Advisers arbeiten, sind ja von Menschen programmiert und daher ähnlich fehleranfällig wie ein Investmentbanker.
Aber trotz aller bisherigen Erfolgsmeldungen werden Robo Advisers ihre Nagelprobe erst noch bestehen müssen: Denn so lange die Aktienkurse permanent steigen, ist nahezu jede Anlagestrategie erfolgreich. Es wird sich zeigen, welche Performance die Algorithmen in Zeiten einer schlechten Wirtschaftslage, fallenden Kursen und veränderten Zinssätzen für Staats- und Unternehmensanleihen an den Tag legen.
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