Parametrische Versicherungen seien grundsätzlich nicht neu, allerdings böten sich durch Big Data und Analytics-Verfahren inzwischen bessere Möglichkeiten der Risikobewertung und des Pricings, schreibt Michael W. Elliott im Insurance Journal. Deshalb solle man neu über Parametrische Versicherungen nachdenken.
Das Konzept von Parametrischen Versicherungen sei, dass ein Versicherungsunternehmen auf Basis eines konkreten Ereignisses, das anhand der Überschreitung eines Indexwerts gemessen wird, eine Auszahlung durchführt. Klassischerweise fände das Verfahren Anwendung bei Naturkatastrophen, wo entsprechende KPIs relativ einfach definiert werden könnten, beispielweise durch die gemessene Erdbebenstärke gemäß Richterskala.
Eine Parametrische Versicherung sei zwar wesentlich einfacher als eine normale Versicherungspolice, aber dafür auch wesentlich effizienter. Underwriting- und Schadenprozesse seien daher deutlich kostengünstiger. Auf der anderen Seite verbleibe für den Versicherten ein sogenanntes Basisrisiko, da das Trigger-Ereignis in der Regel nicht genau mit dem tatsächlichen Schadenrisiko korreliere und damit nicht alle Schäden abgedeckt sind.
„The world’s largest insurance organizations as well as insurtech startups, risk consulting firms and outside disruptors are exploring parametric offerings for cyber-security, pandemics and terrorism threats.”
Durch neue Datenquellen und Technologien würden Parametrische Versicherungen nun einen Schub bekommen. Während traditionelle Versicherungspolicen komplexe Risikobewertungen und detaillierte Klauseln benötigten, bestünde eine Parametrische Versicherung im Kern lediglich aus einem Wenn-Dann-Statement. Wenn ein Schwellwert überschritten wird, dann werde ein Betrag ausgezahlt.
Neue Möglichkeiten der Datenerfassung und ‑auswertung inkl. Machine Learning und Neuronale Netze zur Mustererkennung verbessern nun die Quantifizierung der Auswirkung von entsprechenden Ereignissen. Das Potenzial dieser parametrischen Produkte sei lediglich durch die Kreativität der Risikobewerter und die Verfügbarkeit von Daten beschränkt.
Die Blockchain-Technologie könne zusätzlich die weitere Ausbreitung von Parametrischer Versicherung beschleunigen, da mit Hilfe von Smart Contracts Transaktionen automatisch ausgelöst werden könnten. Diese Transaktionen könnten zudem unabhängig verifiziert werden.
Aktuare sollten daher Parametrische Versicherungen im Blick behalten und ihr Verständnis davon, wie Technologie das Konzept von Versicherung verändere, verbessern.
Aus meiner Sicht sind Parametrische Versicherungen ein sehr interessanter Ansatz insbesondere für große Volumina an Schäden oder einer großen Anzahl an Geschädigten. Während bisher die Prognostizierbarkeit der Schadenereignisse noch eher spekulativen Charakter hatte, können nun durch IoT und Big Data bessere Trigger definiert und Wahrscheinlichkeiten besser eingeschätzt werden. Wenn es gelingt, das Basisrisiko für die Kunden zu minimieren, werden Parametrische Versicherungen zunehmend eine Alternative zu traditionellen Versicherungspolicen – denn letztendlich bleibt auch bei einer klassischen Police ein Basisrisiko für den Versicherten.
Während die Auszahlung von Geldbeträgen über Trigger einfach handzuhaben ist, gestaltet sich die Einbindung von Assistance-Leistungen in das Konzept der Parametrischen Versicherungen eher schwierig, da Assistance ja nur im tatsächlichen Schadenfall bzw. zur Prävention benötigt wird. Hier müssten die Trigger präzise definiert werden, um ein Anstoßen von Assistance-Leistungen zu vermeiden, wenn diese nicht erforderlich sind. Damit stellt sich die Frage, wie Parametrische Versicherungen generell in digitale Ökosysteme eingebunden werden können.
Die Blockchain-Technologie kann in der Tat im Kontext von Parametrischen Versicherungen sinnvoll eingesetzt werden. Neben der im Artikel erwähnten automatischen Auszahlung über Smart Contracts nach Auslösen des Triggers könnte auch die Historie von Zuständen, die den Trigger auslösen, fälschungssicher dokumentiert werden. Und schließlich könnten Blockchain-Verfahren genutzt werden, dem führenden Versicherungsunternehmen das Beteiligungsgeschäft zu vereinfachen, indem andere Versicherer sich mit Hilfe eines Blockchain-Verfahren ähnlich einem Konsortialkonstrukt bei einer Katastrophenanleihe beteiligen können.
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