Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) warnt vor vermehrten Betrugsversuchen aufgrund der Corona-Krise. Versicherer könnten damit rechnen, dass sowohl Unternehmen als auch Privatversicherte aus finanziellen Gründen Schäden melden, die nicht existierten, berichtet Spiegel Online.
So könnten Einzelhändler nicht verkaufte Ware als gestohlen oder Verbraucher Geräte, die mit einer Ratenzahlung gekauft wurden, als defekt melden. Versicherer würden sich aber verstärkt gegen Versicherungsbetrug wappnen, denn auch unabhängig von Corona würde die Versicherungsbranche davon ausgehen, dass jede zehnte Schadenmeldung dubios sei. Dadurch entstünde der Schaden- und Unfallversicherung ein jährlicher Schaden von etwa fünf Milliarden Euro. Auch führten Internet und Digitalisierung zu neuen Betrugsformen.
„Die Versicherungsbranche sei auf diese und andere Betrugsversuche aber vorbereitet, warnte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) potenzielle Betrüger.“
Daher setzten Versicherer zunehmend Software zur Erkennung von Betrugsindizien ein, die geschulte Mitarbeiter bei der Erkennung von Versicherungsbetrug unterstütze. So könnte zum Beispiel anhand der Metadaten eines digitalen Fotos festgestellt werden, ob es manipuliert wurde.
Dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Anzahl der Versuche für einen Versicherungsbetrug steigt, ist für mich keine Überraschung. Insofern ist die Meldung des GDV, die vom Spiegel aufgegriffen wurde, sicher auch als eine Art Warnung an potenzielle Betrüger zu verstehen.
Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Fraud Detection ist nichts grundsätzlich Neues und geht inzwischen deutlich über die Auswertung der Metadaten von Bildern hinaus. Mit geeigneten Analytics-Methoden lassen sich auch klassische Betrugsmuster erkennen und damit Hinweise für geschulte Sachbearbeiter generieren. Die Software kann aber freilich die Sachbearbeiter noch nicht ersetzen, aber insbesondere bei Kleinschäden die Bearbeitung beschleunigen.
Eine erhöhte Anzahl an Versuchen für einen Versicherungsbetrug ist aber nicht der einzige Effekt der Corona-Krise auf die Schäden in der Versicherungsbranche. Mit einem erhöhten Schadenaufkommen ist mittelfristig auch in der Kreditausfallversicherung zu rechnen, zudem entstanden u.a. im Gastronomiebereich Schäden auf Basis der Betriebsschließungsversicherung. Hier gelang es einigen Versicherungsunternehmen aber, mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband eine Sondervereinbarung abzuschließen.
Dem stehen allerdings weniger Schäden zum Beispiel im Bereich KFZ gegenüber, da in der Corona-Pandemie weniger gefahren wurde und es dementsprechend weniger Unfälle gab. Wie sich Covid 19 insgesamt auf die Versicherer auswirken wird, ist aber noch nicht abzusehen, denn neben der Schaden-Seite gibt es auch Effekte auf der Einnahmenseite. So ist die Anzahl der Abschlüsse durchaus rückläufig, und auch Stornierungen sind vermehrt zu verzeichnen.
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