Die Digitalisierung zwingt Banken und Versicherungen, agil, flexibel und schnell zu reagieren. Um dies zu gewährleisten, muss auch die IT der Finanzinstitute entsprechende Voraussetzungen schaffen: Neue Services müssen schnell bereitgestellt werden, offene Schnittstellen müssen die Interaktionsfähigkeit sicherstellen und zudem müssen die Kosten gesenkt werden, um mit schlanken Prozessen und IT auf die Angebote von FinTechs und InsurTechs reagieren zu können. Versicherungen und Banken ziehen daher vermehrt die Auslagerung der Systeme in Betracht. Mit einem geeigneten Vorgehen und dem passenden Outsourcing-Partner ist dies durchaus möglich, schreibt Peter Buchmann im Blog „DataCenter Insider“.
Doch nicht jeder Cloud-Anbieter ist der richtige Partner für einen Finanzdienstleister. Da die IT-Dienstleister die spezifischen regulatorischen Rahmenbedingen und sicherheitsrelevanten Vorgaben wie BAIT und VAIT erfüllen müssen, sei Branchen-Know-how unabdingbar. Große Digital-Player würden sich daher auf nicht-fachliche Anwendungen konzentrieren, da diese aus aufsichtsrechtlicher Sicht einfacher auszulagern sind.
Buchmann wünscht sich daher eine auf die Branchenbedürfnisse abgestimmte und mandantenfähige Community-Cloud, die standardisierte Services bereitstellt. So ließen sich auch die erforderlichen Skaleneffekte realisieren, um die Kosteneinsparungen umsetzen zu können.
„Dabei hat bei Banken und Versicherungen auch ein Umdenken stattgefunden. Sie verabschieden sich von dem Gedanken, ihre IT als individuelle IT-Landschaft betreiben zu lassen.“
Aus meiner Sicht ist die Bereitschaft, verstärkt auf Cloud-Lösungen sowie Outsourcing des Betriebs und der Weiterentwicklung von IT-Anwendungen zu setzen, im Wesentlichen deswegen gewachsen, weil Fachbereiche inzwischen erkannt haben, dass die Fachlichkeit ihrer Produkte und Services kaum ein Alleinstellungsmerkmal ist. Der zunehmende Kostendruck und der demografische Wandel haben sicher zur Beschleunigung dieses Erkenntnisprozesses beigetragen. Auch der Gesetzgeber hat den Prozess positiv beeinflusst, z.B. indem er mit der Anpassung des §203 StGB zur Schweigepflicht eine klarere Gesetzeslage geschaffen hat, die den bisher in einer Grauzone operierenden IT-Dienstleistern mehr Rechtssicherheit schafft.
Dennoch ist das Outsourcing von IT-Infrastruktur und Anwendungen keine leichte Übung – der Autor vergleicht die Transformation mit einer Operation am offenen Herzen. Ich denke, dass Banken und Versicherungen daher erst einmal ihre Hausaufgaben gemacht haben müssen, denn es gilt natürlich weiterhin, dass Unternehmen ihre Probleme nicht outsourcen können, schon gar nicht in die Cloud. So müssen IT-Systeme z.B. grundsätzlich virtualisierbar sein und Anwendungen müssen im Sinne einer serviceorientierten Architektur (SOA) entflechtet und mit standardisierten Schnittstellen ausgestattet worden sein, damit die Services sukzessive auf Basis klarer SLAs vom Cloud-Anbieter übernommen werden können. Nur so können die vorgeschlagenen Container- und DevOps-Konzepte realisiert werden.
Ich finde, dass ein Grüne-Wiese-Ansatz nicht grundsätzlich ausscheidet. Im Prinzip ist der Aufbau eines neuen Geschäftsmodells – zum Beispiel einer IoT-basierten Hausratversicherung – mit einem SaaS-Modell und einer ausgelagerten Infrastruktur durchaus denkbar. Im Prinzip unterscheidet sich die Transformation der gesamten Infrastruktur und Anwendungslandschaft auf die neue Plattform dann nicht vom oben beschriebenen Vorgehen.
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