Internetkonzerne wie Apple und Google besetzen mit ihren Bezahldiensten Apple Pay und Google Pay die Kundenschnittstelle der Banken und zielen dabei im Wesentlichen auf das Privatkundengeschäft. Dass BigTech-Unternehmen bald das komplette Leistungsportfolio der Banken abbilden werden, ist allerdings unwahrscheinlich, meint Michael Maisch im Handelsblatt. Dennoch müssten traditionelle Banken reagieren. Der Einstieg in Plattform-Ansätze wäre ein richtiger Schritt.
Die Digitalisierung verändere klassische Branchen und deren Geschäftsmodelle. Wer sich nicht den neuen Anforderungen anpasse, laufe Gefahr, abgehängt zu werden und schlimmstenfalls sein Geschäft aufgeben zu müssen. Klassischer Einstiegspunkt in neue Branchen sei für Digital-Player die Besetzung der Kundenschnittstelle. Von dort aus können dann weitere Teile der Wertschöpfungskette angeboten werden.
Konsequenterweise erfolgt der Eintritt der Internetkonzerne in die Banking-Branche zunächst über die Bereitstellung von Payment-Diensten für Privatkunden, die eine logische Erweiterung bestehender Funktionalitäten ihrer Digitalplattformen darstellen. Der Autor rechnet aber nicht damit, dass die BigTech-Unternehmen bald weitere Produkte und Services der Banken-Welt anbieten.
„Ihr Geschäft wird gleich von mehreren Schutzmechanismen abgeschirmt, von denen andere Branchen wie die Medien oder der Einzelhandel nur träumen konnten.“
Ein wesentliches Hindernis dafür, dass Facebook und Co. zu Banken werden, sei die starke Regulierung des Banken-Sektors. Internetkonzerne werden in ihrem Kerngeschäft bisher kaum reguliert, auch wenn Datenschutzbestimmungen zunehmend verschärft werden. Regulierung hat daher eine abschreckende Wirkung, auch weil sich dadurch die Komplexität des Geschäfts erhöhe.
Zudem habe der Betrieb der Infrastruktur von Banken erhöhte Anforderungen, da ein Ausfall hier nochmals weitreichendere Konsequenzen als im Internetgeschäft hat. Es sei daher nicht zu erwarten, dass die Digitalkonzerne demnächst Wholesale-Banking anbieten und zum Beispiel die Beratung von Merger & Acquisitions oder IPOs in ihr Portfolio aufnehmen.
Allerdings könne es den Internetkonzernen gelingen, die Banken von ihren Privat- und Firmenkunden abzuschneiden. Einige Banken haben daher einen Gegenangriff gestartet und versuchen ihrerseits den Einstieg in die Plattformökonomie. Banken sollten digitale Ökosysteme rund um das Thema Geld aufbauen, die die Kundenbindung gewährleisten. Die Frage sei allerdings, wie vielen Banken es gelingt, erfolgreich zu einer Finanzplattform zu mutieren.
Ich halte den Versuch der Banken, in das Plattform-Business einzusteigen, grundsätzlich für notwendig und richtig. Faktisch ist dies aber keine einfache Übung, da die Kunden mit den zusätzlich bereitgestellten Services und Produkten einen klaren Mehrwert erkennen müssen. Aus meiner Sicht müssen Banken daher schnell neben klassischen Bank-Dienstleitungen „rund um’s Geld“ auch weitere Funktionalitäten bereitstellen, die im täglichen Leben der Kunden einen Nutzen bringen. Andernfalls wird die Banking-App schnell wieder vom Smartphone verschwinden.
Denn anders herum ist es für die Internetkonzerne deutlich einfacher, Financial Services ergänzend auf ihrem bestehenden sozialen Netzwerk, ihrer Einkaufs- oder Suchplattform anzubieten, da die Kunden diese Plattformen ohnehin ständig verwenden.
Für Banken ist die Plattform-Ökonomie trotzdem die einzige Chance, wenn sie nicht zur Financial-Services-Fabrik für Bankprodukte und Banking-Infrastrukturleistungen verkommen wollen.
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