Zahlreiche digitale Versicherungsmakler sind in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen und bieten Versicherungskunden einen Rundum-Service bei der Verwaltung ihrer Verträge an. Sie durchforsten mit Künstlicher Intelligenz die aktuellen Tarife und bieten dem Kunden günstigere Alternativen sowie einen einfachen Vertragswechsel an. Wenn man diese InsurTech-Makler nutzen möchte, sollte man allerdings einige Punkte beachten, findet Christian Bellmann in der Ärztezeitung.
Kernelement der meisten Lösungen ist der digitale Ordner, in dem alle Versicherungsverträge des Kunden gespeichert sind. Alle Vertragsinformationen dorthin zu bekommen, ist für das InsurTech allerdings nicht immer ein leichtes Unterfangen, insbesondere wenn es sich um alte Verträge handelt, denn die Versicherer können nicht immer alle Daten standardisiert elektronisch zur Verfügung stellen.
Viele Kunden wüssten zudem nicht, dass sie dem InsurTech ein umfassendes Maklermandat erteilen, und dies sogar über alle Sparten. Da ein solches Mandat nur einmal vergeben werden kann, würde dem aktuellen Vermittler damit automatisch die Vollmacht entzogen. Der Kunde hätte dann zum Beispiel im Schadenfall keinen persönlichen Ansprechpartner mehr.
„Kritisch sehen es die Verbraucherschützer auch, wenn die Anbieter damit werben, den Versicherungsbedarf eines Kunden in nur wenigen Minuten zu analysieren.“
Zudem könnten die Analysemöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz mit ihrem standardisierten Fragenkatalog eine individuelle Beratung nicht ersetzen. Ich teile die Einschätzung des Autors, dass die digitalen Makler gerade nicht für die junge Generation der digitalaffinen Kunden geeignet ist, weil diese in der Regel komplexere Versicherungen wie Berufsunfähigkeit oder eine private Krankenversicherung abschließen müssen, die einer intensiven individuellen Beratung bedürfen.
Einen Aspekt benennt der Autor allerdings nicht: Die Apps und dahinterliegenden Prozesse der InsurTechs sind meist deutlich bedienungsfreundlicher und schneller als die klassische Geschäftsvorfallbearbeitung der Versicherer. Auch ist der Mehrwert eines übergreifenden Versicherungsordners für den Kunden nicht zu unterschätzen. Insofern können die Versicherer auch von den Innovationen der InsurTechs profitieren und den Erwartungen der digitalaffinen Kunden besser gerecht werden, indem sie diese als Partner gewinnen oder deren Ideen umsetzen.
Denn wirklich erfolgreich ist das Geschäftsmodell der InsurTechs bislang noch nicht. Die Kundenzahlen bleiben bislang hinter den Erwartungen zurück, was auch daran liegt, dass Versicherung letztendlich auch viel mit Vertrauen zu tun hat. Und dieses Vertrauen müssen die digitalen Startups erst einmal langsam mit ihrer Marke aufbauen.
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