Im Taunus planen Sparkasse und Volksbank den Betrieb gemeinsamer Filialen. Der Versuch werde in der Bankenwelt mit Aufmerksamkeit beobachtet, berichtet Manfred Köhler in der FAZ.
In Bad Soden-Neuenhain sei die erste rot-blaue Bankfiliale eröffnet worden. Um Neutralität zu wahren, sei in der Filiale allerdings weder das Sparkassen-Rot noch das Blau der genossenschaftlichen Volksbanken zu sehen. Auch die neutrale Bezeichnung „Finanzpunkt“ unterstreiche dies. An Montagen und Dienstagen erwarten in der Filiale zukünftig Mitarbeiter der Sparkasse ihre Kunden, an Donnerstagen und Freitagen können sich die Kunden der Volksbanken beraten lassen. Für den Ortsteil sei dies ein Fortschritt, da es bis zur Eröffnung des Finanzpunkts keine Filiale der beiden Banken mehr gab.
„Es ist eben alles neu bei dem Vorhaben, dass zwei Kreditinstitute gemeinsam eine Filiale betreiben, und dann auch noch zwei Häuser aus unterschiedlichen Welten des Finanzsystems.“
Der Pilot sei aber nur der Auftakt für eine umfangreichere Zusammenarbeit. Insgesamt seien 17 gemeinsame Filialen sowie zusätzlich Standorte für Geldautomaten beider Institute geplant. Die Banken betonten, Grund für das Vorhaben sei, dass den Herausforderungen im Kundengeschäft mit neuen Lösungsansätzen begegnet werden müsse.
Ich finde den Ansatz, in einer Filiale gemeinsame Finanzdienstleistungen von mehreren Banken anzubieten, eine sinnvolle Maßnahme, um auf den sinken Bedarf der Kunden an Filial-Dienstleistungen zu reagieren. Dies ermöglicht das weitere Aufrechterhalten von Basisleistungen vor Ort, gleichzeitig können damit Kosten gespart werden.
Die Idee, mit Konkurrenten zu kooperieren, um das eigene Leistungsspektrum zu verbessern oder eigene Services durch Angebote von Kooperationspartnern oder Konkurrenten aus Kostengründen zu ersetzen, ist in der digitalen Welt ohnehin bereits weit verbreitet. So bringen sich auch Banken in digitale Ökosysteme ein, um ein Netzwerk von Kooperationspartnern aufzubauen, u.a. um ihr Geschäftsmodell zu erweitern.
Filial-Kooperationen werden dennoch das Schrumpfen des Filialnetzes der Banken nicht grundsätzlich aufhalten. Allein aus Kostengründen werden Banken weiter an ihrer Infrastruktur einsparen müssen. Und selbst das wird nur bedingt weiterhelfen. Grundsätzlich gibt es immer noch zu viele Banken in Deutschland, und deren Cost-to-Income-Ratio ist im internationalen Vergleich viel zu schlecht. Fusionen in der Bankenwelt werden sich daher mittel- bis langfristig nicht vermeiden lassen.
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