Die Datenstrategie der EU sollte nach Meinung der EU-Ratsarbeitsgruppe Telekommunikation forciert werden. Hierbei sollten auch die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie genutzt werden. Kern sei die Schaffung von „EU-Datenräumen“, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas gegen die weltweiten Digitalkonzerne zu verbessern, berichtet Tim Steins im Blog EURACTIV.
In der durch Covid 19 offenbarten Krise der öffentlichen Gesundheit habe sich gezeigt, dass die gemeinsame Nutzung der Daten in der EU geholfen hätte, zum Beispiel indem Verbreitungsmuster des Coronavirus anhand anonymisierter mobiler Metadaten analysiert hätten werden können.
Zudem gäbe es ein ungenutztes Potenzial der europäischen Industriedaten. Wenn auf Basis einer gemeinsamen Datenstrategie der Datenaustausch zwischen Unternehmen und Institutionen verbessert würde, könne eine kritische Masse erreicht werden, um in der von „mächtigen Akteuren dominierten Datenbranche“ erfolgreich zu sein. Denn derzeit würden diese Digitalkonzerne, die „umfangreiche Vermögenswerte, einschließlich riesiger Datenmengen,“ beziehen, die Regeln der Digital-Wirtschaft bestimmen. Dies behindere auch Innovationen.
„Die von der Kommission angedachte Strategie umfasst Maßnahmen zur Schaffung von neun gemeinsamen „EU-Datenräumen“ in verschiedenen Sektoren, darunter Gesundheitswesen, Landwirtschaft und Energie.“
Entsprechend solle die EU nach Empfehlung der EU-Ratsarbeitsgruppe auch Themen wie e-Health, digitale Bildung, e-Government und Breitbandkonnektivität vorantreiben. Datenschützer hätten aber bereits Bedenken angemeldet und gefordert, dass die von Telekommunikationsunternehmen gemeldeten Daten anonym bleiben müssten.
Ich halte den Vorschlag, eine gemeinsame Datenstrategie voranzutreiben und EU-weite Datenräume aufzubauen, für einen richtigen Schritt, um gegen die großen Player der Plattform-Ökonomie aus den USA und China ein europäisches Gegengewicht zu bilden. Schließlich hat sich gezeigt, dass GAFA und Co. ihre Vormachtstellung insbesondere auch deswegen erarbeiten konnten, weil sie ungeheure Menge an Daten – freilich mehr oder weniger bereitwillig von ihren Kunden zur Verfügung gestellt – sammeln konnten. Auf dieser Basis lassen sich die digitalen Geschäftsmodelle optimieren, so dass nun ein scheinbar uneinholbarer Vorsprung herrscht.
Insofern ist es schlüssig, die Daten des EU-Raumes zusammenzubringen, um eine größere Datenmenge zu erreichen. Insbesondere im Bereich der Industriedaten haben die auf Retail konzentrierten BigTech noch keine Vormachtstellung. Hier könnte Europa Maßstäbe setzen und sich eine Pool Position erarbeiten. Auf die Datenplattformen könnten auch verschiedene neue Services aufsetzen und damit von Unternehmen und Start-ups innovative Geschäftsmodelle entwickelt werden. Zudem könnten europäische Forschungseinrichtungen profitieren.
Eine weitere Chance von EU-weiten Datenräumen ist die Möglichkeit, Daten- und Schnittstellen-Standards zu setzen. Einheitliche Standards erleichtern Unternehmen den Austausch und die Nutzung von Daten, wodurch Kosten gesenkt, Prozesse beschleunigt und ein fairer Wettbewerb gesichert werden können, wie dies z.B. mit dem PSD2-Standard der Fall ist.
Entscheidend für den Erfolg eines solchen Vorhabens ist allerdings, dass ein hohes Maß an Datenschutz und Data Privacy gewährleistet wird. Kunden und Unternehmen müssen wissen, welche Daten wofür verwendet werden, und die Möglichkeit haben, zu entscheiden, wie ihre Daten verwendet werden. Nur so kann die Akzeptanz gewährleistet werden.
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