Das InsurTech Lemonade setzt von Beginn an vollständig auf künstliche Intelligenz (KI). Ein großer Vorteil der KI ist, dass der Versicherer dem Kunden in Bezug auf Device, Tageszeit und Kanal so viel Flexibilität wie möglich bieten kann.
Im Interview beschreibt CEO Daniel Schreiber, dass Lemonade hierfür Bots mit Namen von tatsächlichen Mitarbeitern einsetzt, die die komplette Wertschöpfungskette des Versicherungsver- und betriebs abdecken: Von der Beantwortung von Kundenfragen bis hin zur Schadenabwicklung.
In der Versicherungsbranche ist Lemonade damit sicher ein KI-Vorreiter. Der CEO gibt aber auch zu, dass es ohne die menschlichen Experten derzeit noch nicht funktioniert. Und der Weg zur vollautomatischen Abwicklung der Geschäftsprozesse ist weit: Noch dauert es, die Systeme „anzulernen“ bis Kundenkontakte komplett zufriedenstellend sowie vollumfänglich bearbeitet werden können.
Lemonade hat im Vergleich zu etablierten Versicherern den Vorteil, nicht alte kostspielige Legacy-Systeme und ‑prozesse nutzen zu müssen. Stattdessen kann Lemonade auf modernde Architekturen aufsetzen. Hierbei wird KI direkt integriert. Für die etablierten Player ist es freilich schwieriger, ihre System- und Prozesslandschaft „KI ready“ zu machen.
Noch ein anderer Aspekt zu Lemonade: Die Versicherung hat am Anfang damit geworben, Peer-to-peer-Versicherungen anzubieten, ist davon aber abgewichen.
„We had expected it [peer-to-peer insurance] to be something that would help people understand the model, but it generated more questions than answers.“
Ich teile die Einschätzung, dass das Peer-to-peer-Modell nicht funktioniert, weil ab einer größeren Menge an Versicherten der Gedanke „Versicherung unter Freunden“ nicht mehr schlüssig ist. Auch der Ansatz, dass Versicherte einer gemeinsamen Gruppe beitreten, die entscheidet, welcher Zuwendungsempfänger einen Teil des Überschusses erhalten soll, ist relativ kompliziert.
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