Die Digitalisierung im Gesundheitswesen gewinnt langsam an Fahrt. Jetzt muss sichergestellt werden, dass Ärzte und Patienten die neuen Möglichkeiten auch nutzen können. Viele haben derzeit noch Vorbehalte oder sind mit digitalen Lösungen überfordert, weil ihnen die Digitalkompetenz fehlt, wie die Ärztezeitung in einem Online-Online-Artikel feststellt.
Einige Hersteller von eHealth-Technik fordern daher Aus- und Weiterbildungskonzepte für Ärzte, damit diese die Vorteile besser einschätzen und die Funktionen adäquat nutzen können. Schulungen sollte es aber nicht nur für Ärzte, sondern auch für Patienten geben, denn nur so wird deren Selbstversorgungskompetenz erhöht.
„Ohne die Arbeit mit internationalen Standards könnten die deutschen Hersteller ihre Medizinprodukte oder IT-Lösungen nicht auf die globalen Märkte bringen.“
Die Anbieter von digitalen Gesundheitslösungen haben aber ein weiteres Anliegen: Eine Verbesserung der Standardisierung im Gesundheitswesen und die Übernahme internationaler Standards erleichtert nicht nur einheitliche Funktionen und damit eine bessere Bedienbarkeit durch die Nutzer, sondern ermöglicht auch den Herstellern, ihre Services und Produkte international zu verkaufen.
Auch Start-ups würden davon profitieren, wenn eine Plattform mit einheitlichen Standards etabliert würde, auf deren Basis sie ihre Lösungen entwickeln und vermarkten können.
Ich teile die Einschätzung der Ärztezeitung, dass eHealth eine systematische Aus- und Weiterbildung benötigt. Der Kompetenzerwerb wird aber aus meiner Sicht nur begrenzt erfolgreich sein, wenn er auf Freiwilligkeit basiert. Insbesondere Ärzte und Krankenhäuser müssen mit Anreizsystemen dazu bewegt werden, die neuen Technologien auch einzuführen und ihre Mitarbeiter systematisch auszubilden.
Wie so oft im Gesundheitswesen wird dies ohne finanzielle Anreize oder Sanktionen nicht funktionieren. Denn auch wenn sich mittel- bis langfristig die Investitionen in digitale Lösungen für alle Beteiligte im Gesundheitswesen betriebswirtschaftlich rechnen, sind die Einmalkosten vielfach eine Hürde für die Einführung.
Ein weiterer im Artikel aufgeführter Aspekt ist ebenfalls wichtig: Es reicht nicht, wenn Digitalisierung lediglich „Elektronifizierung“ – also zum Beispiel die Nutzung digitaler Medien statt Papier und Email statt Briefpost – bedeutet. Auch die Prozesse müssen grundlegend angepasst werden. Der als Beispiel genannte Entlassbrief muss dann nicht nur elektronisch dem Patienten zur Verfügung gestellt werden, sondern auch deutlich schneller und vielleicht mit zusätzlichen nützlichen Funktionalitäten wie z.B. einer automatischen Terminvereinbarung für die Nachuntersuchung beim Hausarzt.
Nur wenn sich durch eHealth auch die Qualität des Gesundheitswesens verbessert und Prozesse beschleunigt werden, wird sich der Nutzen vollumfänglich einstellen. Ein wesentlicher Grundbaustein ist die Erhöhung der Digitalkompetenz der Nutzer.
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