Die Digitalisierung kommt im deutschen Gesundheitswesen nicht voran, meint Rainer Woratschka vom Tagesspiegel. Dabei könnten durch den Einsatz digitaler Technologien Prozesse vereinfacht und umfangreiche Kosten gespart werden. Beispiele sind
- Die digitale Gesundheitsakte, die eine Wiederholung von Untersuchungen und eine erneute Erhebung von Daten vermeidet.
- Die Telemedizin, die dem Arzt zeitraubende Hausbesuche erspart.
- Die Speicherung von Gesundheitsdaten, mit denen präzisere Diagnosen gestellt und dadurch falsche Therapien vermieden werden.
„Hochrechnungen zufolge ließen sich durch konsequente E-Health-Anwendung pro Jahr 39 Milliarden Euro sparen – zehn Prozent aller Gesundheitsausgaben.“
Darüber hinaus würde ein Mehr an Digitalisierung auch den Patienten zahlreiche Unannehmlichkeiten ersparen. So kann ein Patient zum Beispiel den persönlichen Besuch in der Praxis vermeiden, wenn nur die Ergebnisse einer Laboruntersuchung mit dem Arzt besprochen werden müssen.
Oftmals werden Datenschutzbedenken für den Ausbau des digitalen Gesundheitswesens angeführt. Aus meiner Sicht sind entsprechende Sorgen zwar durchaus gerechtfertigt, können aber durch ausreichende Information der Patienten genommen werden.
Wesentlich ist dabei, dass Patienten Transparenz über die Verwendung der eigenen Daten erhalten. Sie können dann selbst entscheiden, ob ihre persönlichen Daten gar nicht, anonymisiert oder voll freigegeben werden sollen. Anonymisierte Daten können u.a. für Forschungszwecke genutzt werden, zum Beispiel um den Erfolg von Therapien zu analysieren.
Nutznießer einer Digitalisierung wären neben gesetzlichen Krankenversicherungen sowie anderen Beteiligten im Gesundheitswesen natürlich auch private Krankenversicherungen. Diese bemühen sich aufgrund des bestehenden Konkurrenzdrucks bereits intensiv, die Customer Experience ihrer Kunden zu verbessern und Kosten zu sparen, scheitern aber an den technischen Möglichkeiten des Gesundheitswesens. Auch sie würden sich über mehr Digitalisierung freuen.
Was ist also zu tun? Die Regierung muss aus meiner Sicht endlich handeln und durch gesetzliche Vorgaben und Rahmenbedingungen die Digitalisierung „erzwingen“. Andernfalls wird Deutschland weiterhin eines der teuersten, aber bei weitem nicht effektivsten Gesundheitssysteme der Welt besitzen.
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