Der Handel mit Non-Performing Loans (NPL) gewinnt derzeit wieder an Bedeutung, weil die europäischen Aufsichtsbehörden die Banken drängen, faule Kredite aus ihren Bilanzen zu nehmen. Der NPL-Verkaufsprozess ist allerdings kompliziert, intransparent und teuer. Digitale Plattformen könnten helfen, den Handel zu vereinfachen, meint Timur Peters.
Seit der letzten Finanzkrise haben Banken bereits wieder eine nicht unerhebliche Anzahl an faulen Krediten angesammelt, auch wenn die Gesamtsumme rückläufig ist. Allein 820 Mrd. Euro an Bankkrediten wurden laut Europäischer Kommission für mindestens 90 Tage nicht bedient. Die Bankenaufsicht erwartet nun von den Banken, dass sie die Anzahl der Kredite weiter deutlich reduzieren, um für den Fall eines wirtschaftlichen Abschwungs ausreichend NPL-Puffer zu haben.
Grundsätzlich gebe es auch Investoren, die am Erwerb der faulen Kredite interessiert sind, da insbesondere bei mit Immobilien besicherten Krediten langfristig eine hohe Rendite zu erzielen ist. Die Durchführung solcher Deals ist allerdings sehr aufwändig, zeitintensiv und kostspielig für die Banken, da diese hierfür spezialisierte Berater beauftragen, die auch die Kontakte zu den Investoren herstellen.
„Die Nutzung einer solchen Handelsplattform verringert die Transaktionskosten und erhöht die Geschwindigkeit des Verkaufs.“
Die Europäische Kommission empfiehlt daher die Einrichtung von Online-Marktplätzen, um die Kosten zu senken und die Geschwindigkeit der Transaktionen zu erhöhen. Ein weiterer Effekt wäre die Standardisierung der Kredite und damit eine bessere Vergleichbarkeit. Der Autor sieht zudem den Vorteil, dass mit einer solchen Plattform aktuell geltende Marktpreise für die verschiedenen Handelsklassen leicht zu ermitteln wären.
Ich halte digitale Lösung für den NPL-Handel als ein gutes Beispiel dafür, inwieweit die Digitalisierung zum einen Kosten- und Zeitvorteile verschafft, aber auch die Transparenz am Markt erhöht. Einen ähnlichen Transparenz-Effekt erzielen zum Beispiel Vergleichsportale. Die tatsächlichen Kreditrisiken lassen sich damit für die Banken natürlich weniger leicht verschleiern – andererseits werden umfangreiche Transaktionskosten gespart.
Bleibt die Frage, wer als Intermediär einen solchen NPL-Online-Marktplatz betreibt. Naheliegend sind natürlich klassische Börsen – der Autor ist CEO einer Forderungsbörse. Die Problemstellung wäre aber vielleicht auch ein Ansatz für die Nutzung der Blockchain-Technologie, und mit dem Konzept der Smart Contracts könnte die Abwicklung der Vorgänge zusätzlich manipulationsresistent automatisiert werden.
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