Viele Universitäten nehmen Studiengänge in ihr Angebot auf, die in ihrem Namen explizit Bezug auf die Digitalisierung nehmen. Beispiele sind „Wirtschaftsinformatik und Digitale Transformation“, „Digitale Wirtschaft“ oder „Digitale Arbeit“. Der Trend lässt sich dabei über verschiedene Fakultäten feststellen: Von technischen Studiengängen über BWL bis zur Soziologie.
Auffällig ist dabei, dass private Hochschulen sowie staatliche Fachhochschulen überdurchschnittlich häufig vertreten sind. Deike Uhtenwoldt hinterfragt daher in ihrem FAZ-Artikel kritisch, ob es sich hierbei nicht um einen reinen Marketing-Schachzug handelt, da „Digitalisierung“ inzwischen dabei ist, „Nachhaltigkeit“ als Hype-Wort abzulösen.
„Jeder Informatikstudiengang beschäftigt sich mit der Digitalisierung, das wird nur zu wenig wahrgenommen.“
Aus meiner Sicht ist es kein Wunder, dass auch Hochschulen im Wettbewerb um Studentinnen und Studenten auf den Digitalisierungszug aufspringen und Studieninhalte entsprechend „umlabeln“. Unternehmen machen es ihnen vor, indem sie jedes IT-Projekt kurzerhand zum „Digitalisierungsprogramm“ umbenennen und umfangreicher nach Außen vermarkten.
Faktisch konnten Studierende in klassischen technischen Studiengängen wie Elektrotechnik, Ingenieurswissenschaften und Informatik schon immer Digitalisierung erlernen – nur wurde das bisher nicht so genannt.
Deshalb bleibt zu hoffen, dass sich diejenigen, die sich von modern klingenden Namen eines Digitalisierungs-Studiengangs haben anlocken lassen, nicht zu schnell aufgeben, wenn sie in die „Basics“ der Digitalisierung eintauchen müssen.
Denn in der Praxis ist Digitalisierung nicht so „sexy“ wie es klingt: Am Ende geht es um Mathematik, Algorithmen, Prozesse und Technik. Damit wird jedes Hype-Thema schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.
Viel wichtiger als vom Marketing aufgehübschte Bezeichnungen von Studiengängen wäre daher eine bessere Vernetzung der unterschiedlichen universitären Disziplinen. Denn die Digitalisierung erfordert ein verstärktes interdisziplinäres Denken, z.B. zwischen Informatik, Ingenieurwissenschaften und BWL. Solche übergreifenden Kompetenzen würden den Studenten bei der späteren Bewerbung mehr helfen als ein wohlklingender Name des Studiengangs.
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