Banken wird Jahren wird seit prognostiziert, dass sie nicht überleben werden, weil sie von FinTechs überholt und der Regulierung erdrückt werden. Faktisch geht es den Kreditinstituten aber weiterhin relativ gut, stellt Jörg Leichsenring in seinem Bank Blog fest und hinterfragt damit am Übergang zum neuen Jahrzehnt kritisch die gängigen Untergangsszenarien für Banken.
Kreditinstitute seien bekanntermaßen seit mehreren Jahren mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Nachdem die Zinsen jahrelang sehr niedrig waren, seien sie nun sogar ins Negative geschwenkt. Die Aufsichtsbehörden hätten seit der Finanzmarktkrise ihre Zügel angezogen und verschärften die Regulatorik weiter. Und die digitale Transformation verändere das Geschäftsmodell der Banken, die sich an der Kundenschnittstelle den neuen Anforderungen der Bankkunden stellen müssten.
Diese Ausgangssituation rufe neue Wettbewerber auf den Plan, die als Challenger-Banken versuchen, ihren Kundenstamm aufzubauen. Die Realität zeige aber, dass es dies bisher noch keiner dieser neuen Banken gelungen ist. Auch die PSD2-Richtlinie habe nicht zu den erwarteten Katalysator-Effekten geführt. Und FinTechs würden inzwischen nicht mehr als Bedrohung, sondern als Kooperationspartner gesehen.
„Auch die selbstverschuldete Finanzkrise hat – zumindest strukturell – wenig verändert.“
Andererseits bestünde das Risiko, dass GAFA (Google Apple, Facebook, und Amazon) an die Stelle der FinTechs treten und das Geschäftsmodell den Banken angreifen. Letztendlich würden aber auch GAFA nicht nachhaltig schaden. Zum einen, weil die Kreditinstitute ihre Finanzdienstleistungen bereits sukzessive an die Digitalisierung angepasst hätten, und zum anderen würde die Regulierung einen geschützten Rahmen bieten, der Konkurrenten zwinge, mit etablierten Instituten zu kooperieren. Und schließlich hätten Banken und Sparkassen nach wie vor das Vertrauen der Kunden, das ihre Wettbewerber sich erst erarbeiten müssten. Insofern seien Banken auch weiterhin nicht gefährdet, wenn es ihnen gelingt, im echten Kundeninteresse zu arbeiten.
Ich finde, dass der Artikel gut die aktuelle Situation der Banken beschreibt, die sich trotz aller Unkenrufe nicht wirklich in einer überlebenskritischen Situation befinden. Die Regulatorik und das Vertrauen ihrer Labels als Kern ihres Geschäftsmodells bieten weiterhin ausreichenden Schutz vor Wettbewerbern. Andererseits darf dies nicht dazu führen, dass Banken bei der Digitalisierung eine Verschnaufpause einlegen. Insbesondere im Bereich Payment verlieren sie mehr und mehr den Anschluss an den Kunden, und langfristig kann dies auch kritisch für das Kerngeschäftsmodell werden. Insofern haben Banken allenfalls ein bisschen Zeit gewonnen und müssen daher im neuen Jahrzehnt weiter die Digitalisierung massiv vorantreiben. Da die Investitionen in die Zukunft viel Geld benötigen, wird in den nächsten Jahren dementsprechend der Druck, Kosten einzusparen und Filialen zu schließen, nicht kleiner.
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