Wie wirkt sich das autonome Fahren auf die KFZ-Versicherung aus? Swiss-Re-Präsident Walter Kielholz geht laut manager magazin davon aus, dass in Großstädten deutlich weniger Autos gekauft werden, weil sich Car-Sharing- bzw. Fahrdienst-Modelle durchsetzen werden. Daher ist mit deutlich sinkenden Versicherungsprämien zu rechnen, weil schlichtweg weniger Autos zu versichern sind.
„… in einer überschaubaren Zukunft der Anteil privat gehaltener Autos auf rund 15 Prozent sinken werde“
Nach Einschätzung von Kielholz ist eine weitere Konsequenz, dass das KfZ-Versicherungsgeschäft damit im Wesentlichen über eine Produkthaftpflicht, also durch die Industrieversicherung, und nicht mehr eine private KFZ-Haftpflichtversicherung abgedeckt wird.
Ich teile die Einschätzung, dass in Großstädten viele Menschen keine Autos mehr kaufen werden. Die Frage ist allerdings, ob dies zwangsläufig zu weniger Autos auf den Straßen führt. Denn zum einen werden Fahrdienste häufig zu Stoßzeiten benötigt, und für diese Zeiten müssen ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung stehen.
Außerdem besteht das Risiko, dass insbesondere Menschen ohne eigenes Auto zunehmend autonome Taxis statt den öffentlichen Nahverkehr nutzen, so dass der Individualverkehr sogar wieder ansteigt.
Doch das Szenario mit weniger Autos in Privateigentum muss nicht so eintreten. Es gibt durchaus auch Stimmen, die davon ausgehen, dass Menschen auch zukünftig aus Bequemlichkeitsgründen weiter ein eigenes Auto besitzen werden.
Ein Effekt könnte allerdings tatsächlich zu weniger Schäden und damit fallenden Prämien führen: Autonom fahrende Autos in Kombination mit Verkehrsleit- und anderen Assistenzsystemen werden voraussichtlich weniger Schäden verursachen. Sinkende Schadenzahlungen werden zwangsläufig auch zu geringeren Prämieneinnahmen führen.
Interessant ist auch die Einschätzung Kielholz‘, dass der Rückversicherer „näher ans Risiko rücken muss“. Damit unterstützt er die Aktivitäten zahlreicher Rückversicherer, sich verstärkt auch im Erstversicherungsmarkt zu engagieren.
Das ist keine Überraschung, denn mit sinkenden Erstversicherungsprämien gehen auch die Prämieneinnahmen der Rückversicherer zurück. Durch Partnering mit geeigneten Digitalkonzernen und InsurTechs können Rückversicherer ihr Geschäftsfeld in Richtung Erstversicherung erweitern.
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